Steinbockjagd-in-Kirgistan

Steinbockjagd in Kirgistan

Soweit das Auge reicht ziehen sich 5-6000 Meter hohe, die Himmel berührende Berggipfel durch das mittelasiatische Kirgistan. Dies ist eines der größten zusammenhängenden Hochgebirge unserer Erde, der Tien Shan. Weit ab von der Zivilisation existiert eine raue und gleichzeitig wunderschöne Wildnis, in der nur die stärksten Individuen überleben können. Die Jäger, die eine der hier lebenden Wildarten erlegen möchten, müssen felsbedeckte, steile Berghänge überwinden. In einer Höhe von 4000 Metern erschweren eine ständige Schneeschicht und Sauerstoffmangel die Jagd noch mehr. Dennoch gibt es jedes Jahr viele Jäger, die die große körperliche Belastung und die durch das schwierige Gelände gegebenen Gefahren auf sich nehmen, um das lange, nach hinten gebogene dicke Horn des Herren der Felsspitzen zu erlegen… die Trophäe des Steinbocks.

Der Steinbock hat sich perfekt an die rauen Verhältnisse seines Lebensraums angepasst. Er verwertet die über einen niedrigen Nährwert verfügende, spärliche Vegetation ausgezeichnet. Sogar mit aus dem Schnee gescharrten, trockenen Gräsern und Moos übersteht er ohne Probleme den Winter. Das Gewicht von ausgewachsenen Böcken kann bis zu 130 kg erreichen und diese sogar überschreiten. Die Decke der ausgewachsenen Böcke ist zimtfarben, bräunlich und auf dem Rücken tragen sie einen typischen helleren Fleck. Am Kinn der älteren Männchen bildet sich ein schon von weitem gut sichtbarer, dunkler Bart. Die reifen, dominanten Böcke leben meist einsam und stoßen zu Beginn des Winters zur Paarung zu den aus weiblichen Stücken bestehenden Herden.

Für den Menschen bedeuten die schwindelerregenden Höhen und die Felsvorsprünge Lebensgefahr, für die Steinböcke sind sie die gewohnte Komfortzone. Mit unglaublicher Geschwindigkeit und Trittsicherheit bewegen sie sich auf den halsbrecherischen Felswänden, was die gummiartige, geriffelte Oberfläche ihrer Hufe möglich macht. So ist eindeutig, dass es derjenige, der einen Steinbock einholen will, nicht leicht hat, egal, ob es sich um einen hungrigen Räuber oder einen entschlossenen Trophäenjäger handelt.

Steinböcke halten sich mit Vorliebe in einer Sicherheit bietenden Höhe von ca. 4000 Metern auf. Nur die großen Schnee bringenden, härteren Winter zwingen sie, die tiefer gelegenen Täler aufzusuchen. Natürlich ist hier Tief ein relativer Begriff, denn der Jäger muss weit über 3000 Meter gelangen, um in die Nähe der Steinböcke zu geraten. Dabei hilft die massiv muskulöse, kurzbeinige und zähe einheimische Pferderasse, die Kirgisen, die Entbehrungen und extreme Witterungsverhältnisse sehr gut aushalten. Ihr Mut, ihre Kraft und ihre Ausdauer machen es möglich, dass der Jäger in dem weglosen felsigen Gelände in die Nähe des begehrten Wildes gelangt und auch gesund wieder zurückkehrt.

Nach einem mehrstündigen Ritt können die Jäger, wenn sie Glück haben, auf einer der Seitenwände endlich die Steinböcke erblicken. Doch Schüsse nach oben oder unten entlang der Steilwände und aus 300-400 Metern sind sogar für die geübtesten Jäger eine große Herausforderung.

In dem mit Schnee bedeckten, rutschigen, felsigen Gelände kann der Mensch nur langsam vorankommen. Es benötigt viel Geschicklichkeit und Umsicht, damit der Jäger unbemerkt in die Nähe der sich mit spielerischer Leichtigkeit bewegenden Steinböcke gelangen kann.

Wenn sich in der Steinbockherde mehrere schießbare Böcke befinden, muss der Jäger sehr aufmerksam sein, damit er genau den Bock schießt, den der Jagdleiter ausgewählt hat. Das harte Bergwild zeigt oft nicht oder nur kaum sichtbar einen Treffer an, weshalb sich die Jäger stark konzentrieren müssen, damit sie das sich ins Chaos nach dem Schuss mischende, angeschossene Wild nicht aus den Augen verlieren.

Mit dem unbemerkten Anpirschen an die Steinböcke und das Schießen des ausgewählten Bocks sind die Proben der Jagd noch nicht zu Ende, denn die Annäherung an den in mehrere hundert Meter Tiefe gestürzten Bock ist auf dem unebenen Gelände eine sehr harte Aufgabe.

Die Jäger nehmen die Gravitation zur Hilfe, damit sie das erlegte Wild in die Nähe der unten wartenden Pferde bewegen.